TSG Südost 96 – Leben im Einklang mit der Natur

Artikel aus „DEIN Senzig Magazin“, Heft 3, 2019

FKK am Zeesener See

Der Berliner liebt bekanntlich das Grüne. Deshalb war es eine Frage der Zeit, dass sich 1928 eine Neuköllner FKK-Gruppe aufgrund ihres Zulaufs ein neues Domizil suchen musste. Bis dahin verfügte sie nur über ein ungefähr zwei Faustballfelder großes Gelände inmitten einer Kleingartenanlage. Der Vereinschef wurde in Senzig fündig. Der ortsansässige Bauer Friedrich Drebelhof verpachtete den Anhängern der Freikörperkultur ein Areal am Zeesener See. Damit war der Grundstein für ein langes Vereinsleben gelegt, das Höhen und Tiefen kannte, und sich gegen alle Widrigkeiten der Zeitläufte behaupten konnte.

„Die Gebäude und Sportanlagen, wie man sie heute auf unserem Gelände sieht, haben wir zu 95 Prozent aus eigener Kraft geschafft“, sagt Bernd Bauer, der seit einem Jahr der heutigen Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Südost 96 e.V. vorsteht. Die Chronik des Vereins, bei der das langjährige Mitglied Regina Seitz federführend ist, beschreibt ausführlich den Werdegang der Gemeinschaft.

Anfang der 30er Jahre erholten sich bei Sport und Spiel rund 100 Mitglieder, die damals noch alle in Zelten kampierten. Später in der Nazizeit und auch nach dem Krieg, ist der Chronik zu entnehmen, stand das Schicksal des Vereins mehr als einmal auf der Kippe. „Zu Kriegszeiten diente das Gelände vielen Mitgliedern als Zufluchtsstätte. Seitdem ist noch immer ein besonderer Zusammenhalt zu spüren“, schreibt Brunhild Hauschild, Mitglied seit 1978, in ihrem kleinen Geschichten- und Fotoband „Jahreszeiten – Zeitklang“. Man habe sich gegenseitig beim Aufbau von Zelten und später der Hütten geholfen. „Arbeiter, Professoren oder Künstler waren alle gleich, nicht nur nackt“, erzählt die Sport-freundin.

Auf dem 25 Hektar großen bewaldeten Gelände stehen heute neben einigen kleinen Kinderzelten noch ein einziges Steilwandzelt und 166 Hütten. Sie dürfen 14 Quadratmeter haben und einen Vorplatz von 8,5 m² nicht überschreiten. Zwei Drittel der Hütten verfügen über Solaranlagen, der Rest bekommt Licht durch Batterien. Gekocht wird mit Propangas. Seit 1992 dürfen nach dreimaliger „Kampfabstimmung“, so Bernd Bauer, auch Wohnwagen aufgestellt werden. „Jetzt sind es etwa 20, wir wollen das aber nicht ausweiten, zumal entsprechende vertragliche Auflagen uns entsprechende Grenzen setzen.“ Das Areal ist aus verwaltungstechnischen Gründen in fünf sogenannte Bürgermeistereien unterteilt. Sie tragen solch anschaulichen Namen wie „Kinderland“, „Mückengrund“, „Wiesengrund“, „Mitte“ und „Bergland“.

Pflicht: Gebadet wird ohne Textil!

Hier ist fast zu jeder Jahreszeit etwas los. Sportlich unterwegs ist man bei Volleyball, Tischtennis oder Badminton, bei Faustball und Beachvolleyball sowie beim Prellball und in der Leichtathletik. Kinder und Jugendliche können sich auf einem Bolzplatz austoben. Und dann ist ja noch der Zeesener See, der zum Bade lädt. Hier können die Jungen und Mädchen auch Schwimmen lernen. Eiserne Regel beim Baden: Nur nackt! „Das steht sogar in der Satzung“, sagt Regina Seitz. Während noch in den 70er Jahre auch beim Sport alle im Adamskostüm antraten, sei das heute gar nicht mehr üblich.

„Nacktbaden ist das Schönste, was es gibt“, ergänzt Marion Becker-Bertz, als Kassenwartin zuständig für die Finanzen. „Den Verein muss man finanziell wie eine Firma führen. Wenn man das nicht genau macht, kann man einpacken“, betont die bekennende Zahlenfetischistin, die noch im Berufsleben steht. Um das Vereinsleben am Laufen zu halten, gebe es auch Pflichten.

 So stehen im Jahr Arbeitsstunden für die unter 65-Jährigen an: für Männer zehn, für Frauen sieben. Gegenwärtig hat der Verein 321 Mitglieder, darunter ein deutlich hoher Anteil an Senioren. Der Älteste ist 92. „Es ist jedoch eine Tendenz zu beobachten, dass zunehmend junge Familien mit Kindern kommen, darunter auch viele Wiedereinsteiger“, berichtet sie. Etwa 90 Prozent der TSG-Mitglieder kommen aus Berlin und aus dem Umland, einige aus Potsdam und sogar aus Sachsen-Anhalt.

Viele von Kindesbeinen an dabei
Wie könnte es bei einem Verein auch anders sein: Es wird viel gemeinsam ge-feiert. „Das ist sogar in einem Jahresplan festgelegt“, betont Bernd Bauer. Darin sind neben den Sportturnieren auch Neptun-, Kinder- und Indianerfeste sowie die Sonnenwendfeier feste Posten, locken Tanzabende, Freilichtkino bei gutem Wetter oder Grillabende die TSG-Mitglieder aus ihren Hütten. Viele kennen das schöne Stück Natur seit ihrer Kind-heit und haben so manche humor-volle Episode parat. Zum Beispiel über Bernd Bauers Vater Willy, der seit 1946 dabei war, und jeden Sonntagmorgen um 7 Uhr pünktlich zur Frühgymnastik rief. „Alle mussten mitmachen, aber man konnte sich auch verstecken“, erinnert sich Regina Seitz. Für nicht wenige Senziger war das FKK-Gelände an der Körbiskruger Straße 103 ein Buch mit sieben Siegeln. Es kursierten viele Gerüchte, selbst von der Stasi war die Rede.

GABEN GERN AUSKUNFT: REGINA SEITZ, MARION BECKER-BERTZ, BERND BAUER UND BRUNHILD HAUSCHILD (VON LI.)

Indianer am Zeesener See

„Senzig Open“ am 17. August brachte da Licht ins Dunkel. „Etwa 25 Besucher sahen sich bei uns um, einige wussten gar nichts von unserer Existenz“, sagt Vereinschef Bernd Bauer. Die Kontakte zum Netzwerk Senzig sind längst geknüpft. Vor allem auf sportlichem Gebiet biete sich eine Zusammenarbeit an. „Wir sind offen für alle, wer sich bei uns umsehen möchte, braucht sich nur anzumelden.“ Ende Oktober hat die TSG ihre Saison mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken beendet. Brunhild Hauschild empfindet es in einer Gedichtstrophe so: „Die Hütten halten Winterruhe, der Specht klopft schon sein letztes Lied. Verstaut die Sachen in der Truhe, adieu, bis man sich wiedersieht!“

In der Senziger „Kochbar“ wird aufgegessen

Ein Beitrag aus DEIN Senzig Magazin, Ausgabe 2

Kocht und serviert in Senzig: Simone Krüger, Chefin von Krügers Kochbar

Wenn früh um sechs das Licht in der Senziger „Kochbar“ angeht, steht eine Stunde später alles für ein kräftiges Frühstück parat. Inhaberin Simone Krüger hat dann belegte Brötchen, Buletten, Rühr- und Spiegeleier oder duftenden Kaffee frisch zubereitet, die den zahlreichen Handwerkern und Angestellten den Start in den Arbeitstag „versüßen“. Kaum ist der Ansturm der frühen Gäste vorbei, muss sich die 41-Jährige um den Mittagstisch kümmern. „Ich mache alles mit der Hand“, sagt sie. Da wird das Schnitzel noch geklopft und paniert, Gemüse geschnippelt und werden nahezu täglich 15 Kilogramm Kartoffeln geschält. „Die Soßen werden aus Gemüse und Fleischknochen gekocht, Pulver kommt da nicht ran.“

Die Renner unter den deftigen Gerichten sind unter anderem Königsberger Klopse, Schweine- und Rinderbraten, Senfeier und Eisbein. Erst nach vier Wochen wiederholt sich die Speisekarte, die auch Nudelgerichte, Fisch und fleischlose Speisen anbietet. „Mittwochs ist Suppentag, da kommen die Senziger sogar mit Töpfen an.“ Die Zutaten werden täglich angeliefert: “Die Schrippen kommen vom Bäcker Grabarse aus Deutsch Wusterhausen, Fleisch- und Wurstwaren aus Golßen im Spreewald.“

Viele Gäste sind Stammkunden

Die zahlreichen Kunden, die „Krüger‘s Kochbar“ täglich besuchen, stehen dafür, dass alles gut schmeckt. „Auf den Tellern bleibt nichts übrig, hier wird aufgegessen“, betont die Kochbarchefin. Viele Gäste sind Stammkunden, kennen sich und bleiben auch für einen Plausch. „Hier geht es familiär zu und die Leute sehen es mir an, wenn es mir mal nicht so gut geht“, erzählt Simone Krüger. Eine hübsche Blume schmückt aber immer ihre Frisur.

Allein 30 bis 40 Tagesgerichte gehen von Montag bis Freitag über den Tresen. Alles spielt sich auf etwa 30 Quadratmetern ab. „Klein, aber fein, sage ich immer“, so Simone Krüger nicht ohne Stolz. In diesem Frühjahr konnte sie auf zehn Jahre „Kochbar“ unter dem Motto „Leckeres aus Topf und Pfanne“ zurückblicken. Dann besteht das heutige Bistro bereits seit 22 Jahren. Von 1996 bis 2008 hatte Simone Krügers Tante, Sybille Janke, den Imbissstand unter ihrer Regie. Dann übernahm ihre Nichte. „Man muss so etwas wollen und muss es lieben. Ich hab‘ mich gefreut, dass es weiterging, Simone macht‘n Tick mehr und hat auch junge Leute angelockt“, erinnert sich Sybille Jahnke. Sie hilft auch jetzt noch an zwei Tagen in der Woche. „Alles allein zu stemmen, ist ein großer Kampf: Kochen, Bedienen und den nächsten Tag vorbereiten“, sagt ihre Nichte.

Hier wird auch mal geschnattert

„Eigentlich bin ich glücklich hier, ich will nirgendwo anders hin“, sagt Simone Krüger, die bei Kaiser’s gelernt und dort in verschiedenen Bereichen gearbeitet hat. Das Kochen habe sie sich bereits im Alter von zwölf Jahren an bei ihrer Mutter abgeschaut, heute schwenkt sie den Kochlöffel ohne Rezept – und das zur Zufriedenheit ihrer Kunden. Silvia Freyer aus Bindow meint: „Ihre Soljanka ist einfach toll, und hier kann man auch mal miteinander schnattern.“ Lobende Worte über Krügers Kochbar finden sich sogar im Internet. „Wer gute Hausmannskost mag und Hunger hat, ist hier sehr gut aufgehoben. Tolle Qualität, nettes Ambiente und eine hinreißende Wirtin“, schreibt ein User unter Google und versichert, er werde wiederkommen.

Simone Krüger freut sich über das Lob ihrer Gäste und möchte sich bei dieser Gelegenheit im „Dein Senzig Magazin“ bei ihnen für ihre Treue und Freundlichkeit ganz herzlich bedanken.

www.partyservice-senzig.de

Der mit der Kettensäge schnitzt: Roland Karl haucht Holz Leben ein

Ein Beitrag aus DEIN Senzig Magazin, Ausgabe 2

Der Senziger Fischer kommt aus Dobra in Südbrandenburg

Sie stehen in den USA, in Japan, in Dubai oder in der Schweiz und eben auch in Senzig: Die von Roland Karl mit der Kettensäge geschnitzten Figuren, Tiere oder Reliefs aus Holz. So ist der 59-Jährige auch der Schöpfer des zwei Meter großen Fischers, der unübersehbar am Ortseingang von Senzig grüßt. Auch der seinen Kahn ziehende Bauer am Fanggraben im Tiergarten stammt von ihm. Später einmal irgendetwas mit Holz zu machen, war Roland Karl wohl vorherbestimmt. Es lag nahe, denn aufgewachsen ist er umgeben von viel Wald im südbrandenburgischen Dobra bei Bad Liebenwerda. „Von Kindheit an habe ich mit Holz gebastelt und gedrechselt, in der Schulzeit dann mit Malen angefangen“, erinnert er sich. Aber bis zum freien Künstler als Kettensägenschnitzer, wie er sich selbst bezeichnet, war es noch ein langer Weg.

Nach Abschluss einer Lehre als Anlagen- und Maschinenbauer im VEB Schwermaschinenbau Lauchhammer zog es ihn wieder in den Wald. In der Forstwirtschaft hat er dann 22 Jahre gearbeitet, zu DDR-Zeiten mit schwedischen Kettensägen, die fürs Schnitzen nicht geeignet waren und zudem nicht privat genutzt werden durften. Mit der Wende wurde alles anders, es kamen bis dahin unbekannte moderne Kettensägen und es kam die Reisefreiheit: „In Amerika habe ich Blut geleckt“, erzählt Karl. In den USA, die als Mutterland des Kettensägenschnitzens gelten, war Roland Karl inzwischen 17 Mal. Zumeist bei Wettbewerben wie in Ridgway (US-Bundesstaat Pennsylvania) oder in Reedsport (Oregon), wo er als Amateur gleich bei der ersten Teilnahme den ersten Platz errang. Das bedeutete aber für ihn, er durfte nur noch in der Profiliga starten. In der ist er einmal am dritten Platz vorbeigeschrammt. Den amtierenden Weltmeister im Kettensägenschnitzen, Bob King aus Seattle, nennt er einen guten Freund: „Bei ihm habe ich viel gelernt.“ An Wettbewerben nehme er aber nicht mehr teil: “Das überlass ich den Jüngeren, denn das ist Leistungssport. Da kann man abends das Gras ruppen ohne sich zu bücken.“

Vom Hobby zum Broterwerb

Mit der Kettensäge zu schnitzen, war zunächst zehn Jahre lang nur Hobby. „Angefangen hat es mit Rübezahl als Waldgeist, an dem habe ich immer geübt“, erinnert er sich. Mit dem Schritt vom Hobby in die Selbstständigkeit am 1. Januar 2006 wurde es für Roland Karl zum Broterwerb. Dafür hat er einen gesicherten Job im Bundesforst aufgegeben. Wie viele Skulpturen er seither geschaffen hat, weiß er beim besten Willen nicht mehr. Von den bei Kunden sehr beliebten Eulen habe er es auf  weit über 1000 Stück gebracht, schätzt er.

An bestimmte, aus dem Rahmen fallende Aufträge erinnert sich Roland Karl noch sehr gut. So gestaltete er einen fast vier Meter hohen Weihnachtsmann für Himmelpfort in der Uckermark, wo sich das Weihnachtsmannpostamt befindet. Sieben Mönchsfiguren stehen entlang des Radwanderwegs „Auf den Spuren der Mönche von Dobrilugk“ rund um Doberlug-Kirchhain im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft. Dort weisen auch Skulpturen aus der germanischen Mythologie wie Thor oder Freya den Wanderern den Weg durch das Lobenmoor. Mit dem Wurzelballen auf dem Kopf wirken sie sehr geheimnisvoll. Eher erheiternd dürfte die Figur eines auf dem Hinterrad fahrenden Bikers mit einer Bierflasche in der Hand wirken, die in der japanischen Stadt Toi in der Präfektur Shizuoka steht. Ein Wildschwein ging in die Schweiz, ein Adler fliegt in Frankreich und ein Fisch tummelt sich in Dubai.

Auch an die beiden Figuren für Senzig erinnert sich Roland Karl gern: „Für mich ist es am schönsten, wenn mir ein Thema vorgegeben wird und ich dann frei gestalten kann“. Vor Ort traf er sich zuerst mit Wanderwegewart Hans Rentmeister, der die Idee für das Projekt hatte. So machte sich der Holzkünstler ein Bild von dem Standort und konnte dann seine Vorstellungen entwickeln. „Das war ein schöner Auftrag.“ Zwei weitere Figuren für den Tiergarten in Königs Wusterhausen sollen noch folgen.

Wenn die Kettensäge kreischt

Entstanden sind der Fischer und der Kahnfahrer wie alle anderen großen Figuren auf Roland Karls „Außenposten“, seinem Schnitzplatz am Rande von Dobra an der Bundesstraße 101.  Hier kann er seine Kettensägen kreischen lassen, denn weit und breit ist kein Mensch, den das stören könnte. Er selbst mag das Geräusch nicht, denn mit rund 115 Dezibel sind die Kettensägen recht laut. „Ich hab‘ den Gehörschutz auf und höre Countrymusik.“ Zehn bis 15 Kettensägen hat er mittlerweile schon zersägt: „Jedes Jahr gibt eine ihren Geist auf.“ Zu seinen Arbeitsmitteln gehören ständig drei bis vier Sägen, diverses Tischlerwerkzeug und spezielle Fräsköpfe, um Feinheiten von Gesicht, Augen oder Fingernägel aus dem Holz herauszuholen. Roland Karl arbeitet vorwiegend mit Eiche und Pappel. „Die guten Sorten wie Mammutbaum haben wir in unseren Breiten ja leider nicht.“ Hat er eine Figur fertig, wird sie noch mit Holzöl bearbeitet, denn sonst würde das Holz grau werden. Sonne und Kälte stören ihn bei der Arbeit nicht, nur der Wind, der Sägespäne selbst in die geschützten Augen treibt.

Einen Unfall als Kettensägenschnitzer hatte Roland Karl – toi,toi,toi – bisher nicht. In Deutschland gibt es nach seinen Angaben etwa 100 Personen, die das Kettensägenschnitzen ernsthaft betreiben. „Hauptberuflich machen es maximal etwa 30“, sagte er. „Wir Kettensägenschnitzer sind schon eine eigene Truppe“, gesteht der sympathische Mann.  „Alle ein bisschen verrückt, es gibt kein Konkurrenzdenken, wir sind eine verschworene Gemeinschaft.“

www.kettensaegenschnitzer.de

Wer steckt hinter der Redaktion des DEIN Senzig Magazin?

Ein Beitrag aus DEIN Senzig Magazin, Ausgabe 2

Für die redaktionellen Belange des Magazins haben Berthild und Peter Dietrich (beide Jahrgang 1943) den Hut bzw. die Hüte auf.

Wir sind zwar keine Senziger, leben in Zernsdorf auf der anderen Seeseite, aber haben eine enge Verbindung zu Senzig: Tochter, Enkeltochter und Schwiegersohn wohnen hier.
Beide haben wir von 1966 bis 1971 an der damaligen Karl-Marx-Universität in Leipzig Journalistik studiert. Dort haben wir uns auch kennengelernt und 1970 geheiratet. Nach dem Studium hat Berthild in Berlin beim Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst (ADN) als Redakteurin gearbeitet; Peter fing bei der Aktuellen Kamera des DDR-Fernsehens als Reporter an. In den 70er Jahren waren wir für etwa zwei Jahre in Moskau, Peter als TV-Korrespondent, Berthild als Stilredakteurin für den deutschen Dienst der Nachrichtenagentur TASS.

Nach der Rückkehr haben wir beide von 1977 bis zur Wende im ADN in der Redaktion Entwicklungsländer gearbeitet. Anfang 1990 waren wir dafür vorgesehen, als Korrespondenten nach Südafrika zu gehen. Das blieb leider nur ein Plan, lediglich von Februar bis Mitte April 1990 arbeitete Peter in Südafrika und Namibia.
Nach der Wende haben wir beide bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) angeheuert und jeden Tag Nachrichten für Zeitung, Funk und Fernsehen geschrieben: Erst aus Berlin, dann aus Leipzig und zuletzt aus Chemnitz. Im dortigen dpa-Büro haben wir Ende Oktober 2006 das Licht ausgemacht und sind seitdem im „Ruhestand“ – in Anführungszeichen gesetzt, weil wir im Sommer 2018 quasi reaktiviert wurden und mit dem Senzig-Magazin eine Menge Arbeit haben. Aber die macht uns viel Freude.
Mit einer Zahl aus unserem Leben erregen wir immer wieder großes Erstaunen. Bedingt durch unseren Beruf sind wir ziemlich oft umgezogen: genauer gesagt 13 Mal.

Herzliche Grüße übern See aus Zernsdorf nach Senzig
Ihre Berthild und Peter Dietrich

Feuerwehr feiert Richtfest für neue Feuerwache

Monate nach der Grundsteinlegung für die neue Feuerwache in Senzig ist der Rohbau fertig. Am Donnerstag feierte die Senziger Feuerwehr in der Gussower Straße Richtfest.
„Der Einsatz einer Bauheizung hat es möglich gemacht, dass sogar während der Wintermonate gearbeitet werden konnte“, lobte Bürgermeister Swen Ennullat. Er dankte allen am Bau Beteiligten „für die ausgezeichnete Zusammenarbeit“. Zuvor hatte Ennullat die Baustelle besichtigt.
 
Neubau der Senziger Wache ist umstritten
 
Weil das alte Feuerwehrgerätehaus aus dem Jahr 1936 nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht, beschlossen die Stadtverordneten den Neubau – für insgesamt 2,4 Millionen Euro. Die Pläne für das neue Gerätehaus, ein moderner Flachbau, waren umstritten. Die alte Wache mit dem markanten Turm in der Chausseestraße / Ecke Gussower Straße gilt als Wahrzeichen von Senzig.
Der Turm, ein sogenannter Schlauchturm, stammt noch aus einer Zeit, als die Feuerwehr die Löschschläuche nach dem Einsatz zum Trocknen aufhängen musste. Heute erledigen das zentrale Profi-Trockenanlagen in Luckau.
 
Wache ist zu klein und entspricht nicht mehr den Vorschriften
 
Das alte Feuerwehr-Gebäude soll abgerissen werden, sobald der Neubau fertig ist. Ende des Jahres könnte es soweit sein. Noch-Ortswehrführer Sebastian Kanschur äußerte Verständnis für die Abriss-Gegner im Ort. Zugleich machte er deutlich, dass es keine Alternative zum Neubau gibt: „Das Gebäude ist 83 Jahre alt und entspricht längst nicht mehr den Vorschriften“, sagte er.
Weil die Einsatzfahrzeuge größer wurden, gibt es beim Ausrücken Probleme mit der Durchfahrtshöhe. Zudem fehlen vernünftige Umkleiden. Weil der Platz fehlt, müssen sich die Feuerwehrleute direkt neben den Fahrzeugen umziehen. „Wir haben lange hin- und herüberlegt und abgewägt, ob ein Anbau oder ein Neubau praktischer ist“, erzählt Kanschur.
 
Land schießt Fördermittel für Neubau zu
 
Am Ende hat man sich für den Neubau entschieden. „Wir hoffen, dass sich der moderne Baustil auch gut ins Ortsbild einfügt“, so der Ortswehrführer, der zum 31. März sein Amt an seinen Nachfolger, den bisherigen Jugendwart Lars Hengelhaupt, abgibt.
 
Die Baumaßnahme wird vom Land Brandenburg aus Mitteln des Kommunalen Infrastrukturprogramms (KIP) gefördert. Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) hatte den Fördermittelbescheid in Höhe von 977.124 Euro im August vorigen Jahres persönlich an Bürgermeister Ennullat überreicht.
Gut gerüstet für die Zukunft
 
Die Nutzflächen der neuen Feuerwache nehmen rund 590 Quadratmeter ein. Das moderne Gebäude wird neben Technikräumen, einer Fahrzeughalle mit drei Stellplätzen und einer Werkstatt auch Schulungsräume, etwa für die Jugendfeuerwehr, sowie Sanitäreinrichtungen und Umkleideräume beinhalten.
„Die verheerenden Waldbrände im letzten Jahr haben uns die große Bedeutung der Freiwilligen Feuerwehren einmal mehr vor Augen geführt“, sagte Ennullat. Mit dem neuen Gebäude sei die Senziger Feuerwehr auch für die Zukunft gut gerüstet. Zuvor hatten bereits die Feuerwehren in Zernsdorf und Niederlehme ein neues Feuerwehrgerätehaus bezogen.

Quelle: http://www.maz-online.de/Lokales/Dahme-Spreewald/Koenigs-Wusterhausen/Richtfest-fuer-neue-Feuerwache-in-Senzig-gefeiert

Am Lagerfeuer geboren: Senziger Band Silent Lake

Ein Beitrag aus DEIN Senzig Magazin, Ausgabe 1

„Es ist hier wunderschön/Alles was das Herz braucht gibt es hier/Hier wo wir zuhause sind.“ 

Eine schönere Liebeserklärung hat Senzig in seiner mehr als 550 jährigen Geschichte sicherlich noch nicht bekommen. Und dazu noch gesungen und  gespielt von der auf heimischem Boden gewachsenen Band Silent Lake. Auch dieses Jahr werden die Hobbymusiker zusammen mit Freunden auf dem Weihnachtsmarkt ihre Senzig-Hymne  anstimmen. Der Text stammt von Arne Siewert, wurde von Silent Lake & Friends überarbeitet  und erweitert. Die Melodie ist vom Elvis‘ Song „In the Ghetto“.

„Silent Lake entstand quasi am Lagerfeuer“, sagt Jörg Lein (52), der Schlagzeuger der Band. „Wir haben festgestellt, dass wir drei mit Musik verbunden sind“, ergänzt Sängerin Iris Heise. Denny Heise (beide 42) spielt Gitarre und singt ebenfalls. Seit Sommer dieses Jahres gehört Susan Lindemann an der Bassgitarre dazu. „Unseren ersten Auftritt hatten wir auf einer Geburtstagsfeier vor zwei Jahren, öffentlich auf der Bühne standen wir dann zum ersten Mal 2017 auf dem Senziger Weihnachtsmarkt“, berichtet Jörg Lein. 

Bekannte Songs in eigner Version

Den Bandnamen Silent Lake (Stiller See) haben sie sich bewusst auf Englisch gegeben. „Weil wir zumeist englische Songs singen“, klärt Iris Heise auf. Ihren Musikstil nennen sie selbst „recycled Pop Music“, mit dem sie Country, Rock und Pop in anderer Version interpretieren. „Bekannte Lieder, aber so, dass man nicht gleich erkennt, um welchen Song es sich handelt“, so der Mann am Schlagzeug. Bei der Auswahl der Songs sind sich die Vier nicht immer einig, denn ihre musikalischen Vorlieben sind durchaus unterschiedlich. 

„Die Beatles kann ich rauf und runter hören, auch Neil Young find‘ ich gut“, sagt Susan Lindemann, mit 41 das „Küken“ der Band. Wie sie erzählt, haben ihre Eltern sie in der 4. Klasse ans Akkordeon gesetzt, „zwangsweise“ , sagt sie – dennoch hat sie acht Jahre durchgehalten. Das Spiel auf der Bassgitarre hat sie bereits in der Schulzeit erlernt und sich in diesem Sommer das erste eigene Instrument gekauft. Iris Heise fing mit klassischem Gesang an, hat im Chor die h-Moll-Messe von Bach oder in Verdis Requiem mitgesungen, später eine Vollausbildung zur Rock- und Pop-Sängerin/Musikerin in Berlin  absolviert und auch schon einmal in einer Swingband mitgewirkt. Sie steht auf den Popgrößen der 80er und frühen 90er Jahre wie Phil Collins und Madonna. Auch Bands wie Queen und Manowar haben sie fasziniert. „Meine heutigen musikalischen Helden sind der leider in diesem Jahr verstorbene überragende Sänger Chester Benningston und seine Band Linkin Park.“ 

Mit fünf Jahren Bee-Gees-LP auf dem Plattenteller

Jörg Lein hat keine ausgesprochenen musikalischen Vorbilder, mag aber Abba, die Bee Gees, Grönemeyer und Silly  aus dem Osten. „Mir haben meine Eltern die Musik in die Wiege gelegt.“ Vater Peter Lein hatte 1956 die „Club-Band“ gegründet, die in Zwickau und Umgebung Kultstatus genoss, später war er Musiklehrer an einem Gymnasium.  Sohn Jörg begann mit Chorsingen und stieg dann auf Schlagzeug an der Musikschule um. Vor drei Jahren war Schluss mit seiner und seines Bruders Rockband. „Ich bin froh, die Truppe hier kennengelernt zu haben. Wenn man immer Musik gemacht hat, dann auf einmal nicht mehr, fehlt was.“ 

Denny Heise hatte keine direkte musikalische Unterstützung aus dem Elternhaus, legte sich aber schon im zarten Alter von fünf die Bee-Gees-Scheiben seines Vaters auf den Plattenteller. Erst vor zwölf Jahren fing er an, selber Musik zu machen: “Ein Freund sagte zu mir, nimm doch mal die Gitarre, ich zeig dir was.“ Er hat von den Vieren vielleicht den ausgefallensten Musikgeschmack: „Ich mag alles, was in Richtung Rolling Stones geht, mit Ausnahme der Stones selber.“ Und nennt dann noch Ed Sheeran, Creedence Clearwater Revival, Jethro Tull und Sam Cooke, einer der Väter des Soul. 

Neu-Senziger  aus Leidenschaft

Keiner der Vier ist Profimusiker. Ihr Brot verdienen sie sich in den unterschiedlichsten Berufen: Denny ist Maschinenbautechniker, seine Frau arbeitet als Erzieherin in einer Einrichtung für Kinder mit Handycap, Susan Lindemann ist Beraterin in der Rentenversicherung und Jörg Lein ist Direktionsbeauftragter für Finanzdienstleistungen.

Die Resonanz nach dem Weihnachtsmarktauftritt vor einem Jahr war so groß, dass sich die Musiker zum Weitermachen entschlossen. Hinzu kam im August dieses Jahres der „Konzertabend“ an der Strandhütte neben der Badestelle am Krüpelsee – der Höhepunkt bisher in der kurzen Bandgeschichte. Zuerst waren nur wenige Leute an zwei Tischen da, später mussten Bänke geholt werden, zum Schluss lauschten etwa 100 Zuhörer. 

„Ur-Senziger“ sind alle Vier nicht, aber nach ihren Worten: „Neu-Senziger aus Leidenschaft.“

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Text Senzig-Lied


Unser Senzig

(von Silent Lake & Friends)

Wenn der Regen fällt

Und in Senzig es ist kalt und grau

Und wer hier nicht wohnt sagt ganz

schnell Tschau

Unsrem Senzig

Und der Berliner fragt

Wie könnt ihr euch nur wohlfühl‘n hier

Zwischen Feldern und Wiesen und dem

ganzen Getier

In eurem Senzig

Was die Leute nicht verstehen

Es ist hier wunderschön

Alles was das Herz braucht gibt es hier

Schau einfach auf dich und mich

Auch wenn uns mal was sticht

Wie die fiesen Mücken hier während

Einem Fläschchen Bier

Zum Feierabend

Wenn der Schnee tanzt

Mit Schuss geht es dem Berg hinab

Und den Eltern wird der Glühwein knapp

Hier am Bullenberg

Und der Berliner sagt

Ob Pfingstfest oder Weihnachtsmarkt

Was ihr hier macht ist richtig stark

Hier in Senzig

Was die Leute bald verstehen

Es ist hier wunderschön

Genau solch Leben wünschen wir uns hier

Ja wir können nichts dafür

Wir fühl’n uns sauwohl hier

Auch bei Südstern Senzig im Verein

Können wir zusammen sein

In unsrem Senzig

Wenn die Sonne sinkt

Die Kerle hol’n den Grill schnell raus

Und die Kinder komm‘ vom Spiel’n nach

Haus

Hier in Senzig

Und der Berliner weint

Ich geb gern all mein Geld dafür

Um so wundervoll zu leben wie ihr hier

In Senzig

Was die Leute jetzt verstehen

Es ist hier wunderschön

Alles was das Herz braucht gibt es hier

Hier wo wir zuhause sind

Das weiß doch jedes Kind

Das Freude, Freundschaft, Herzlichkeit

Uns verbinden allezeit

In unsrem Senzig

Und der Berliner weint

In seinem Ghetto

 

Ein Koch aus Leidenschaft

Ein Beitrag aus DEIN Senzig Magazin, Ausgabe 1

Die Liebe zum Kochlöffel hat Christoph Burkert von seinem Vater geerbt. „Ich wollte nie etwas anderes werden als Koch“, sagt der 34jährige Chef des Bindower Dorfkrugs. „Selbst eine acht Jahre dauernde Dienstzeit bei der Bundeswehr hätte ich in Kauf genommen, nur um diesen Beruf zu erlernen“. Zum Glück fand er nach mehr als 100 Bewerbungen eine Lehrstelle in einem gut bürgerlichen Familienunternehmen in Konstanz am Bodensee. Dort wurde der junge Mann geschätzt, gerade weil er aus dem Osten kam und Pünktlichkeit, Freundlichkeit und die Liebe zum Kochen mitbrachte.

 Fünf Jahre ließ sich Christoph Burkert in der Fremde den Wind um die Nase wehen: “Das hat sich gelohnt, aber Heimat zieht eben doch immer und ist schon schön“. Er ging zurück nach Bindow, wo seine Eltern 1986 die Gaststätte komplett neu aufgebaut hatten, in der er quasi aufgewachsen ist. Nach der Rückkehr als gelernter Koch fing er im Bindower Dorfkrug an: “Als Angestellter bei Papa als Chef, das lief gut, heute ist es umgekehrt und es klappt weiter gut.“ Burkert sen. wird noch bis Ende dieses Jahres in der Küche seinem Sohn zur Seite stehen. 

Essen auf Rädern – Sieben Autos rollen zur Mittagszeit

Der hat sich in den acht Jahren, da er den Hut aufhat, ein stabiles Reich mit derzeit zwölf Mitarbeitern aufgebaut. Christoph Burkert und sein Team kochen Tag für Tag, hauptsächlich Hausmannskost, also Gulasch, Schnitzel, Frikasse oder auch mal was aus der internationalen Küche. Essen auf Rädern ist das Kerngeschäft des Bindower Dorfkrugs“.  In der Mittagszeit schwärmen sieben Lieferwagen mit dem charakteristischen blauen Schriftzug aus und bringen die Gerichte zu den Kunden in der Region. Zum Einzugsbereich gehören Ortsteile der Gemeinde Heidesee,  Königs Wusterhausen, Zernsdorf, Wildau, Storkow und Bestensee. Zudem versorgt der Dorfkrug alle Kitas in den elf Ortsteilen von Heidesee mit Mittagessen. 

„In Senzig sind wir jeden Tag unterwegs, dort beliefern wir etwa 15 Haushalte.“ Mit dem Nachbarort verbindet Christoph Burkert aber noch weit mehr. „Wir haben viele gemeinsame Projekte.“ Sei es das Pfingstfest des Dorfes im Stadion im Wiesengrund oder die Silvesterparty. Ein Manko im Ort spricht er offen an: “Senzig hat leider keinen schönen größeren Raum für öffentliche Veranstaltung, so einen wünschte ich mir.“ Mit diesem Wunsch ist er nicht allein.

„Ich stehe so gut wie 365 Tage im Jahr am Herd. Eine Woche Urlaub im Jahr ist schwer zu erkämpfen“, berichtet Burkert. „Aber ich bin glücklich in meinem Traumberuf, ich kann kreativ sein“, gesteht der sympathische Gastronom. Catering und die Bewirtung auf Open-Air-Veranstaltungen sind weitere Standbeine des Bindower Dorfkrugs. In Bindow selbst ist der Biergarten im Sommer ein Anlaufpunkt für Radler und Wanderer. „Es ist nicht zu fassen, die meisten verlangen unser Softeis. Ich habe sogar eine zweite Maschine dafür gekauft“, erzählt er. Zudem ist er im Gespräch mit einer Eismanufaktur in der Region. Dann wird es auch noch andere Eiskreationen geben.