Ein Beitrag aus DEIN Senzig Magazin, Ausgabe 2
Legt Hand an Senziger Köpfe: Frisörmeisterin Dorit Purann
Wer in Senzig Studio D betritt, verlässt den Alltag – zumindest für einige Stunden und begibt sich in die Händevon Dorit Purann. Wer dann Studio D wieder verlässt, hat nicht nur einen schönen neuen Haarschopf. Zwei Stunden etwa konnte er in einer anderen Welt voller Spiegel und Farben und eingehüllt in ungewöhnliche Düfte die Seele baumeln und sich von der Frisörmeisterin verwöhnen lassen.
Ihre Philosophie: „Der Kunde, ob alt oder jung, ob Frau oder Mann, soll sich wohlfühlen und zur Ruhe kommen.“ Neben dem klassischen Angebot Waschen, Schneiden, Legen gehören auch neueste saiso-nale Trendfrisuren sowie dekorative Kosmetik oder Makeup-Beratung zum Service der 54-jährigen Studiochefin.
„Ich übe meinen Beruf mit Freude aus, es wird nie langweilig und Ideen für den Salon habe ich immer“, sagt sie. Dazu gehört zum Beispiel in der Adventszeit der Glühweinnachmittag, wo ihre zahlreichen Stammkunden zusammenkommen. „Letztens waren wir rund 50 Leute. Da wurde gesungen, vorgelesen und viel miteinander geplaudert.“ Diesen Zusammenhalt zu sehen, sei schön gewesen.
Für sie der schönste Beruf der Welt
Dorit Purann ist seit mehr als 25 Jahren mit Kamm und Schere zugange. „Für mich ist es der schönste Beruf der Welt“, sagt die sympathische schlanke Frau, die ihr rabenschwarzes Haar sehr kurz trägt. „Ich kann die Leute schön machen und sie froh stimmen. Der Kunde ist für mich nicht nur der Kunde. Bei manchen merke ich schon an der Tür, was mit ihnen los ist und kann auf sie eingehen.“ Sie habe schon immer etwas mit Menschen machen und Menschen um sich herumhaben wollen: „Das ist mir in die Wiege gelegt worden.“ Vater Fritz Purann war schließlich mehr als drei Jahrzehnte der Wirt des Senziger Hofs.
Doch die Gastronomie war nicht ihr Ding, liebend gern wäre sie Innenarchitektin, Goldschmiedin oder Maskenbildnerin geworden, aber zu DDR-Zeiten führte da kein Weg hin. Schöne Dinge wie Ringe, Armreifen, Halsketten und anderen filigranen Modeschmuck zu gestalten, ist heute für sie ein kreatives Hobby bei dem sie entspannt und Freude empfindet. Was aus Materialien wie Doublé, Edelstahl oder – man glaubt es kaum – aus wunderschön anzuschauendem blank poliertem Beton entsteht, kann im Salon bewundert – und auch gekauft werden.
In Potsdam die Meisterschule besucht
Ihre zwei Jahre dauernde Friseurlehre hat Dorit Purann noch zu DDR-Zeiten in Zeuthen gemacht und von 1989 bis 1991 in Potsdam die Meisterschule absolviert. Mit dem frischen Meisterbrief in der Tasche hat sie sich dann verschiedene Salons in Berlin angesehen: „Aber das war nix für mich, ich bin in einer Dorfgemeinschaft aufgewachsen“, betont die gebürtige Senzigerin. Wohl nicht zuletzt deshalb findet sie es gut, dass das Netzwerk für Senzig das Dorf wieder zusammenbringen will.
Das Friseurhandwerk übte Dorit Purann all die Jahre immer in der Region aus, zuerst in Niederlehme und seit nun schon 20 Jahren am Rande von Senzig. Inzwischen kommen bereits Großeltern mit ihren Enkelkindern ins Studio D. Sie bedauert, dass der von ihr so geschätzte Beruf seit der Wende in der Öffentlichkeit als, wie sie sagt, minderwertig angesehen wird. Das Handwerk wird, so ihre Ansicht, insgesamt nicht mehr so geachtet wie es das verdient. Das hat Folgen: Der Branche fehlt der Nachwuchs. Früher hat auch Dorit Purann sehr gern Lehrlinge ausgebildet. Dafür fehlt ihr, die den Salon allein führt, die Kraft. Und es sei auch sehr schwer motivierte junge Leute zu finden. „Wenn jemand käme, der für den Beruf brennt, würde ich den noch mal nehmen.“